Die Streckenplanung. Wie plane ich meine Radtour?

Radtour bei Melsungen

Wie plane ich eine Radtour?

Du möchtest eine Radtour bestreiten, hast sowas aber noch nie gemacht? Radundfuss zeigt dir, wie man sie planen kann. Heute:

  • Wohin will ich überhaupt?
  • Wie plane ich die Strecke?
  • Wie finde ich den Weg?

Inspirationen

Mir gehen permanent mindestens ein halbes Dutzend Ziele durch den Kopf, die ich mit dem Rad (mal wieder) gern bereisen möchte. Ganz oben stehen dabei meist Ziele, wo meine jüngsten Radreisen hingingen. Die Eindrücke und Erinnerungen daran sind noch frisch und ich habe viele Ideen mitgebracht, wo ich meine Zeit in den Ländern oder deren Nachbarländern liebend gern verbringen würde. Aber wie kommt man überhaupt auf ein bestimmtes Ziel und wie plant man eine Radreise?

Das ist individuell ganz unterschiedlich und kommt auch immer auf die Art der Reise an. Ideen zu Reisezielen hat man entweder im Kopf, holt man sich bei Freunden und Bekannten, erfährt man über Radforen, Radzeitschriften und gewöhnlichen Reiseführern. Vielleicht erinnert man sich auch an Auto- oder Zugfahrten durch reizvolle Landschaften und möchte diese genauer kennenlernen?

Fachwerk in Bad Sooden Allendorf

Was man im herrlichen Norhessen findet: z.B. Fachwerk in Bad Sooden Allendorf.

Stoisch geradeaus – vielleicht am Fluss entlang?

Plant man seinen Radurlaub auf Campingplätzen oder in festen Unterkünften in Deutschland, kann eine Planung schnell erledigt sein. Unser Land strotzt nur so vor Fernradwegen, an denen man sich entlang hangeln kann. Ein Haufen führt entlang der Flüsse, wo die Infrastruktur für Radfahrer meist gut ist, aber es gibt auch manch anspruchsvollere Routen. Zu vielen dieser Radwege existieren erschöpfende Reiseführer mit detaillierter Streckenbeschreibung und Vorschlägen zu Unterkünften entlang der Strecke. Nach einer zeitlichen Planung, von wann bis wann der Radurlaub überhaupt gehen soll, erfolgt die tägliche Planung, also wie weit pro Tag gefahren werden soll und ob und wann es Pausentage geben wird. Gewünschte Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke werden notiert und die Unterkünfte abtelefoniert. Vielmehr ist nicht zu tun, was irgendwie schade ist. Zumindest für mich beginnt ein Urlaub mit der Planung und damit beschäftige ich mich gern auch etwas länger. Wer sich aber nun gar nicht an die Planung herantraut, wer nur bequem von a nach b und nach c fahren möchte. Wer lieber konsumiert, als selbst zu entwerfen, wer gern in einer (größeren) Gruppe fährt und gediegen übernachtet, der ist vielleicht auch mit einer geführten Radtour zufrieden und bucht sie, wie man einen normalen Urlaub buchen würde.

Kreuz und quer und mittendurch und drumherum

Eine Tour zu exotischeren Zielen ist schon schwieriger zu planen. Anhand unserer letzten Kirgistan und Usbekistan-Tour möchte ich das kurz und ohne Anspruch auf Vollständigkeit beschreiben. Nachdem die Reiseländer klar waren, begann die detailliertere Planung. Magda kümmerte sich vorrangig um das Organisatorische, ich um die Strecke und damit hatte ich den leichteren Teil abbekommen.

Surly Troll und Burley Cup im Wald

Aller Anstieg ist schwer. Zumindest mit diesem 75Kg Gespann: Mein Surly Troll und der Burley Cup im Wald.

 

 

Was man vor einer Radreise wissen und planen muss

Lange vor Reiseantritt muss stets eine mögliche Visumpflicht abgeklärt werden und die ist auch nicht für jedes Herkunftsland identisch. Kirgistan war zu diesem Zeitpunkt sehr einfach und ohne Visum zu bereisen. Für Usbekistan haben wir Visa benötigt und damit Magda eins bekam, musste sie eine Einladung einer usbekischen Person vorweisen. Damals haben wir noch keine gekannt, aber schließlich gibt es Agenturen, die genau solche Einladungen beschaffen, wenn man ihnen im Gegenzug Geld beschafft… Das ganze Prozedere dauert eine Weile und genau deshalb sollte man sich auch frühzeitig drum kümmern. Einige Länder zeigen Besonderheiten. In Usbekistan z.B. muss man sich jede dritte Nacht registrieren lassen, was nur in einem Hotel geht. Also muss man jede dritte Nacht in einem Hotel schlafen, was dortzulande schon eine spannende Erfahrung sein kann. Wichtig ist auch den Radtransport abzuklären und zu erfragen, wie das Rad im Flieger transportiert werden muss (Pedale ab? Luft aus den Reifen etc.?).

Die An- und Abreise – Wo beginnt die Tour und wo endet sie?

Die Strecke muss um die Möglichkeit der An- und Abreise herum geplant werden. Wo lande ich und von wo fliege ich wieder ab? Gleiches gilt natürlich auch für die An- und Abreise via Bus oder Bahn, nur ist man da in aller Regel flexibler. In unserem Fall hatten wir Flüge nach Bishkek und von Tashkent und für diese Strecke drei Wochen Zeit. Nun, da Magda für die letzte Woche ein umfangreiches Kulturprogram im Kopf hatte, war de facto weniger Zeit zum Radeln.

Wo geht es lang, was will ich sehen?

Sie hatte bei der Beschäftigung mit der Tour unter anderem Samarkand und Bukhara entdeckt und wir wollten sie unbedingt sehen! Für mich hieß das eine schnelle Strecke zwischen Bishkek und Tashkent zu planen. Mit Google Maps geht das ja mittlerweile wunderbar einfach. Bedingt durch die kurze Zeit hatte ich praktisch keinen Spielraum bei der Weggestaltung – mal ganz davon ab, dass es in dem Land auch nur wenig Straßen gibt. Aber beides wird euch in den meisten Fällen anders gehen. Über Bilder oder Street View werdet ihr vielleicht gemütliche Ortschaften oder Sehenswürdigkeiten nahe der angedachten Strecke entdecken. Vielleicht findet ihr eine ähnlich verlaufende Parallelstraße durch den Wald oder macht eine Passstraße aus und nehmt nicht den einfachen Weg durch den Durchbruch. Auf diese oder ähnliche Arten kann sich euer Weg verfeinern und verändern. Zwischendurch entdeckt ihr in einem Reiseführer vielleicht einen weiteren Ort, den ihr unbedingt sehen müsste. Und schon verändert sich die Strecke abermals und aus einem ursprünglich mehr oder weniger geraden Weg zwischen zwei Punkten wird ein krumpeligkrummer Weg von hier nach da und dort. Und das schönste ist, dass sich der Weg auf der Fahrt sicher weiter verändern wird: durch Verfahren, Infos von getroffenen Radreisenden oder Einheimischen.

Campingplatz an der Fulda

Und am Ende tiefe Entspannung: Hier an einem Campingplatz an der Fulda.

Ich plane nicht, fahre frei Schnauze

Natürlich kann man einen Weg aber auch fahren, wie man grad Lust und Laune hat und wie ich 2014, als ich mit meinem Liegetrike von Lyon ans Mittelmeer gefahren bin. Unterwegs hatte ich nur ganz wenige Fixpunkte, die ich befahren wollte und ansonsten habe ich mich fast planlos gegen Süden treiben lassen. Ich bin die Wege gefahren, die mir grad gefallen haben. Mir hat die Art des Reisens richtig gut gefallen! Sehenswürdigkeiten habe ich ausversehen entdeckt, herrliche Ortschaften gefunden, ohne vorher von ihnen eine Vorstellung gehabt zu haben. Natürlich funktioniert diese Art des Reisens nicht in jedem Fall. Möchte man in Pensionen schlafen und findet keine, weil es in der Gegend einfach nichts gibt, findet man keine. Logisch.

Gut dran zu denken: Zwischendurch kann immer mal was schief gehen. Uns wurden 2014 in Kirgistan beispielsweise die Räder zu spät nach Bishkek geliefert. An manchen Tagen fühlt man sich möglicherweise auch mal hundsmiserabel, braucht einen zusätzlichen Pausetag, hat einfach keine Lust in diesem Weltuntergangsregen zu fahren oder, oder, oder.

Wo bin ich hier? …wo gehts’n lang?

Okay, das Ziel ist einigermaßen umrissen. Wie mache ich das aber nun mit der Orientierung? Nichts leichter als das, oder? Smartphone auf eine Lenkerhalterung packen, die entsprechende Karte offline verfügbar machen und das Ziel eingeben. Hat man einen Nabendynamo und ein damit arbeitendes Ladegerät dabei, hat man unterwegs nicht mal Probleme mit der Stromversorgung. Eine tolle Sache das Ganze, aber irgendwie auch ein wenig schade. Mir ist die Umherirrerei früher noch gut in Erinnerung. Immer wieder habe ich dabei auch schöne Orte gefunden. Mit GPS kann man fahren, muss man aber nicht. Althergebrachte Landkarten, am besten aus foliiertem Papier, machen Spaß, sind ausfallsicher, brauchen noch weniger Strom, taugen als Vorbereitung und Erinnerung. Außerdem kommt man immer wieder mit Leuten ins Gespräch, wenn man nach dem Weg fragt. Nimmt man nun am besten Karte oder GPS? Klare Antwort: beides. Allein schon, um rasch und unkompliziert aus manchen Städten herauszufinden oder endlich mal eine Unterführung unter dieser … Autobahn hindurch zu finden, sind elektronische Karten eine feine Sache.

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