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Radfahren im Winter: Die richtige Kleidung

Fahrradfahren im Winter

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung

Radfahren im Winter. Herzlichen Glückwunsch, bislang hast Du die dunkle Jahreszeit erfolgreich überlebt. Damit das auch so bleibt, lieber Radfahrer, liest Du nun die gesammelten Weisheiten von radundfuss.de:

Wie komme ich warm durch den Winter?

Für viele Radfahrer mag die Antwort einfach sein, sie ziehen sich möglichst dick und kuschelig an. Der Phantasie sind da kaum Grenzen gesetzt. Dicke Socken in dicken Winterstiefeln, Thermounterwäsche mit Schneehose, obenherum eine ultradicke Daunenjacke mit fetter Kapuze. Als Accessoires dienen Wollschal, Ohrenwärmer und Pudelmütze. Technikfreaks beheizen ihre Schuhe, Handschuhe und Nierengegend zudem elektrisch.
Jo, das kann man so machen. Aber spätestens hinter der dritten Ecke stirbt selbst ein Hardcorefrierer bei deutlichen Minusgraden an Schweißbad und Hitzschlag. Mollig warm dient nur Langsamfahrern. Alle anderen müssen irgendwo ein Mittel zwischen kalt und warm finden, damit die Brühe nicht in Stürzbächen den Körper herunter läuft.

Grundlegend: Als Bekleidungsregel kann man festhalten, dass man die ersten rund zehn Minuten auf dem Fahrrad nicht nur frösteln darf, sondern durchaus soll. Sonst wird es einem bald zu warm.


Nun ist es natürlich schwer zu sagen, welche Sachen man bei welchem Wetter tragen soll. Träger, Strecken und Fahrprofil sind dafür zu unterschiedlich und man muss durchaus probieren und eigene Erfahrungen sammeln. Ich möchte aber eine grobe Richtlinie und Tipps geben, wie man auf dem Rad gut durch den Winter kommt.

Radfahren im Winter

Kalt, aber glücklich. Und mit gefrorenen Haaren.

Das Zwiebelprinzip – eine gute Idee?

Das Zwiebelprinzip beschreibt die Kleidungsschichten, die man übereinander trägt. Es wird gern empfohlen, damit man sich unterwegs entsprechend Aus- oder Anziehen kann. Auf dem Rad finde ich es wenig hilfreich. Um sich das mal vorzustellen: Es ist -5°C und du trägst vier Schichten, um dich vor der Kälte zu schützen (meinetwegen trägst du Unterhemd, Shirt, Fleece, Jacke). Dann stellst du fest, dass es dir nach ein paar Minuten doch zu warm wird und außerdem kommt nun auch noch der Berg, den es hochzufahren gilt. Der Fleece ist zu warm und kommt weg (aber wohin?). Nun stehst du also bei der Eiseskälte in der Landschaft, der Wind bläst, Shirt und Fleece sind schon recht nassgeschwitzt. Brrrr, das fühlt sich fies an. Am Berg kämpfst du und 20 Minuten später ist er auch erklommen. Dich erwartet eine herrliche, zügige und kalte Abfahrt. Das Shirt ist nun noch nasser, an der Jacke ist der Schweiß zu Hauf kondensiert. Der Fleece, den du nun lieber wieder tragen möchtest, ist noch immer nass und mittlerweile halbwegs tiefgefroren. Der Wind pfeift, Gipfel sei Dank, unerbittlich. Du ziehst den nassen Fleece wieder an, dafür muss erstmal die Hardshell runter. Naja, wem die Vorstellung gefällt… Ich finde sie höchst unangenehm, unpraktisch und bin von vornherein lieber etwas kälter angezogen und trage meist nur ein Shirt und eine mehr oder weniger dicke Softshell. Größere Aufmerksamkeit widme ich anderen Körperregionen: den Füßen, meinen Händen, dem Hals und dem kompletten Bereich zwischen den Knien und den Nieren.

Burley Cub Kinderanhänger & Planet X Kaffenback

So sieht man mich bis vielleicht 5°C: Shirt, leichte Softshell und Trekkinghose. Und mit Beinlingen, die hier nicht zu sehen sind – weil ich sie nicht trage…

Wie halte ich mich warm?

Wie ich mich warm halte? Mit guten Kunstfasern. Soviel vorweg. Für Kleidung aus Merinowolle schwitze ich zu sehr und Baumwollprodukte sind für solch einen Sport, wie das Radfahren, völlig ungeeignet. Sie können vor allem gut: Nässe aufsaugen, nass bleiben und auskühlen. Nun aber mal im Detail:

Jacke und Oberkörper fürs Radfahren im Winter

Meine Jackenwahl fällt in den meisten Fällen auf eine Softshell. Mal dicker, aber meistens dünner und etwas luftdurchlässig. Das klingt nach Kälte, ist aber bei schweißtreibender Aktivität (und praktisch nur so fahre ich Fahrrad) perfekt. Alternativ trage ich auch mal eine Powerstretch Jacke, wie meine 66° North. Im Prinzip ist das Material ein dicht gewebtes Fleece und damit blockt es den Wind besser ab, als dies einfacher Fleece vermag. Nur wenn es richtig kalt wird greife ich zu einer dickeren Softshell oder meiner Mammut Hybridjacke. Dann greife ich auch mal auf drei Lagen zurück (U-Hemd, Shirt, Jacke). Mit einer dicken zweiten unter einer dritten Schicht, erwischt man mich (fast) nie.
Perfekt ist, wenn eine Jacke Lüftungsöffnungen hat, um das Klima besser regulieren zu können. Einige Jacken nutzen die Taschen zur Ventilation – blöd, wenn man gerade Sachen drin verstaut. Eine (regendichte) Hardshelljacke nutze ich nur, wenn es auch wirklich regnet. Als Windschutz dienen mir meine Softshells ausreichend.

Empfehlenswert: Der Löffler Nierengurt, um den empfindlichen Nierenbereich zu wärmen und zu schützen! Für den Materialraufwand ist der groß ausfallende Nierengurt recht teuer, aber die Ausgabe lohnt sich.


Berghaus Daunanjacke

Daunenjacken, wie diese Berghaus, sind toll, haben aber auf dem Rad nichts zu suchen.

Hose und Beine

Eng anliegende Radhosen mag ich nicht und von daher trage ich, wenn es kälter wird, meistens Trekkinghosen. Sommerhosen lassen idR. Ein Haufen Wind durch, was die empfindlichen Bereiche der Beine (vom Knie an aufwärts) auskühlen lässt. Bis zu ein paar Plusgraden bin ich aber mit ihnen unterwegs. Ergänzend kann man eine winddichte Boxershort und Beinlinge oder Knielinge tragen. In Kombination mit beiden letztgenannten Utensilien reicht vielleicht auch eine normale Short als Hose aus. Hat die lange Hose einen verstellbaren Beinabschluss, ist sie bei aufkommender Anstrengung schnell über die Wade geschoben und ermöglicht so eine Kühlung über die Beine. Eine gute Alternative ist eine Zipp Hose mit genannten Beinlinge und Knielinge.
Wird es kälter, sollte die Hose besser gegen Wind schützen und vielleicht auch eine isolierende Struktur aufweisen. Mir werden winddichte und isolierende Hosen aber schnell zu warm. Besagte B/K-Linge dienen auch hier einer größeren Variabilität.

Schuhe und Füße

Problembereich! Luftige Schuhe haben im Winter nichts an den Füßen zu suchen. Ich bevorzuge schon bei geringen Plusgraden winddichte Membran- oder zumindest Lederschuhe. Sie sollten ausreichend Platz für dicke Socken lassen, vielleicht auch für ein zweites Paar (meine ultradicken, kuschelig warmen, absoluten Lieblingssocken). Im Handel gibt es spezielle Fahrradschuhe fürs Radfahren im Winter. Ich trage, wenn es hart auf hart kommt, auch durchaus leichte Trekkingstiefel. Die wirken auf dem Rad zwar etwas steif und schwerfällig, aber das ist dann halt einfach so.
Das Setting kann man über warme und sogar beheizbare Einlegsohlen und Gamaschen ergänzen. Mit beheizbaren Einlegsohlen habe ich keine persönlichen Erfahrungen, aber vor allem Neoprengamaschen können Gold wert sein.

Hals und Kopf

Dicke Empfehlung: ein langes Schlauchtücher. Mittlerweile gibt es diverse Hersteller, die diese tollen Dinger anbieten, am bekanntesten ist wahrscheinlich Buff. Wird es kälter, sollte das Tuch möglichst lang sein und auch einen dickeren und wärmeren Bereich bieten. Solch ein Schlauch kann gleichzeitig den Hals, Mund, Nase und die Ohren wärmen. Es ist normalerweise nicht winddicht (Kunstfaser ist m.E. dichter als Merinowolle) und von daher kann im Extremfall ein zusätzlicher Schutz vonnöten sein. Nichts spricht gegen ein zweites Schlauchtuch oder eine Gesichtsmaske, bzw. Balaclava. Eine Mütze ist ohnehin indiziert. Mir reicht meine Lieblingsmütze aus Powerstretch eigentlich immer, da ich unter ihr auch gut abdampfen kann. Alternativ bietet sich aber auch eine winddichte Mütze, z.B. mit Windstopper an.
Wenn du dich für eine Gesichtsmaske entschieden hast, wähle lieber eine, die nicht nur über Kinn, Mund und Nase geht, sondern auch den Hals und ggf. die Ohren mit einschließt, wie z.B. die Gesichtsmaske von Chaos. Ist einfach wärmer und angenehmer.
Auch sehr wichtig: eine gut vor Wind schützende Fahrradbrille mit hellen Gläsern.

Mammut Hybridjacke

Gute Radkleidung muss nicht unbedingt als solche verkauft werden. Wie z.B. meine Mammut Hybridjacke.

Handschuhe und Hände

Bei Kälte verdienen vor allem auch die Hände eine besondere Beachtung. Eine ganze Weile lang reichen mir dünne, winddurchlässige Handschuhe, wenn es kälter wird welche aus Powerstretch. Die nächstwärmeren Handschuhe sind winddicht und (mehr oder weniger) gefüttert. Toll sind „Halbfäustlinge“, wie die Craft 3-Finger Handschuhe, bei denen sich zwei Finger jeweils gegenseitig wärmen können. Mit den jeweils genannten Handschuhen kann man auch Überhandschuhe kombinieren, womit man unterwegs auch sehr variabel ist.
Idealerweise sind Handschuhe sicher an der Hand anliegend (verrutschen nicht) und besitzen eine rutschfeste Handfläche. Eine zu dicke Polsterung oder Isolierung kann das „Fingergefühl“ beeinträchtigen. Ebenso wie bei den Beinlingen und Knielingen, sollte man Handschuhe gut anprobieren. Die Hände fallen doch sehr unterschiedlich aus und einen Handschuh für jeden fürs Radfahren im Winter gibt es nicht.

Fazit

Klar, im Winter ist es kalt und durch den Fahrtwind auf dem Rad noch viel kälter. Dagegen kann man sich aber einigermaßen wappnen und so kann das Radfahren im Winter eine Menge Freude bringen.

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