B’TWIN Rockrider 520 – Das günstige Mountainbike im Kurzcheck

B'TWIN Rockrider 520

B’TWIN Rockrider 520

Vielerorts sieht man sie: vergammelte, rostige Mountainbikes aus dem Baumarkt oder von beliebigem Billiganbieter. Es ist sehr bedauerlich wofür Rohstoffe verschwendet werden. Und dann kam die Firma Decathlon und bat um einen ehrlichen Test des knapp 300€ günstigen B’TWIN Rockrider 520 Mountainbikes. Ob das was taugen kann? Von der Idee war ich aber angetan, wollte ohnehin schon länger mal schauen, was ein Billigbike bei ordentlicher Wartung leisten kann und was nicht. Nicht viel ist eigentlich meine Überzeugung, aber das möchte ich eben selbst überprüfen.

Der Antrieb

Das B’TWIN Rockrider 520 kostet mal echt wenig und Ausstattungshighlights sind damit nicht zu erwarten. Es erwarten einen hauseigene Parts und ein SRAM/Microshift Komponentenmix unterer Preisklasse. Ärgerlich dabei: die Kettenblätter sind mit der SRAM S200 Kurbel vernietet und damit nicht einzeln austauschbar. Bei dem Verschleiß eines Blattes muss gleich die ganze Kurbel gewechselt werden – das ist nicht nur ökologischer Unsinn! Das Rad hat zwar “nur” 24 Gänge, aber mit der Bandbreite 22/32/42 – 11-32 ist man gut aufgestellt und kommt Berge langsam und gut hoch (hier wünschten sich manche vielleicht dennoch etwas mehr Reserven) und schnell wieder hinunter. Die etwas gröberen Schaltsprünge von 24 im Vergleich zu 27 oder 30 Gängen, werden vermutlich wenige Fahrer des B’TWIN Rockrider 520 wirklich stören.

B'TWIN Rockrider 520 SRAM X3

Günstig, funktioniert aber ordentlich, die SRAM X3

Die Bremse & Optik

Ein kleiner Lichtblick ist die verbaute mechanische Scheibenbremse, die Hayes MX5, die sich der Hersteller mehr hat kosten lassen, als mir in dieser Preisklasse üblich scheint.

Die Anbauteile machen auf den ersten Blick einen vernünftigen Eindruck. Hierzu trägt sicherlich bei, dass das B’TWIN Rockrider 520 ziemlich durchgestylt daherkommt und optisch gut aufeinander abgestimmt ist. Die große Ausnahme bilden dabei die Pedale. Kunststoff ist zwar günstig und leicht, beim Pedal aber auch rutschig und wenig haltbar.

B'TWIN Rockrider 520 Hayes MX5

Die Hayes MX5 sind sicher nicht sonders elegant gearbeitet, taugen aber recht gut.

Werbetaktik

Decathlon versteht es aber auch eher unbedeutende Details und meines Erachtens sogar Nachteile als Verkaufsargumente auszugeben. Beim Pedal sehe ich Kunststoff zum Beispiel als Nachteil, Decathlon wirbt aber mit einem geringeren Verletzungsrisiko im Falle eines Abrutschens. Da haben sie natürlich Recht, allerdings rutscht man auf einem solchen Pedal gerade bei Feuchtigkeit auch leichter ab.
Dann „Fünfmal bequemere Sitzposition als bei einem klassischen Rahmen durch schmale Sattelstütze (27,2 mm).“* Ehrlich, ich merke den Komfortunterschied zwischen zwei verschieden dicken Alustützen nicht. Und: Komfort ist hier sicherlich gemeint, nicht die Sitzposition.
Interessant ist auch die Bewerbung der Verstellung der Federgabel. Man kann sie auf das Fahrergewicht einstellen, was schlicht durch die Änderung der Vorspannung der Feder geschieht. Das ist nicht innovativ, wie beworben (“innovativem, gewichtsabhängigem Justiersystem”*), sondern altbacken. Nett ist allerdings die Anzeige des ausgewählten Fahrergewichts. [Nachtrag: Laut Info von Decathlon ist die Anzeige des ausgewählten Fahrergewichts das innovative Element der Verstellung. Als Anhaltspunkt ist das echt praktisch.]

Höhenverstellung des Vorbaus

B'TWIN Rockrider 520

Die Spacer am B’TWIN Rockrider 520 sind ungewöhnlich.

Optisch interessant gelöst ist die Höhenverstellung des Lenkers. Normalerweise geschieht dies über das Umstapeln von Spacern, Spacer über dem Vorbau schauen aber plump aus. Decathlon arbeitet hier im Prinzip nicht anders, integriert den ovalen Spacer aber eleganter. Um die vollen 3cm Verstellbarkeit zu erreichen, muss der Vorbau umgedreht werden – insgesamt ganz schön gemacht.

Die Laufräder

Der Laufradsatz ist in 27,5“ausgeführt, optisch ansprechend und die Reifenwahl ist mit den B’TWIN All Terrain Dry 27,5×2,0”) geschickt getroffen. Sicher trifft das nicht für jeden Käufer zu, aber ich vermute stark, dass ein Decathlon Rockrider 520 eher gemäßigte Einsätze absolvieren muss. Dazu gehören vor allem Fahrten auf Straßen und Radwegen und Touren über Feld- und Waldwege. Die Reifen besitzen einen praktisch geschlossenen Mittelsteg und sind verhältnismäßig schwach profiliert. Erfahrungsgemäß lässt sie das leichter und leiser rollen und weniger schnell verschleißen. Eigenartig: Der Hersteller gibt den Mindestdruck der Reifen mit 2,5 Bar an. Auf derselben Reifenflanke findet sich aber ein Diagramm, welches fahrergewichtsabhängige Empfehlungen für den Reifendruck ausgibt – hier wird (für sehr leichte Fahrer) ein Reifendruck von 2 Bar empfohlen. Hmm.

B'TWIN Rockrider 520

Eigentlich ein nettes Detail: gewichtsabhängige Empfehlung für den Luftdruck auf den B’TWIN All Terrain Dry. …aber unter 2,5 Bar darf man sie doch gar nicht fahren 😉

Der Rahmen aus 6061er Aluminium

Den Kern eines Fahrrades bildet der Rahmen und den finde ich beim Decathlon Rockrider 520 nicht nur in Anbetracht des Preises wirklich gelungen. Die dicken Rohre, das Oberrohr ist nicht nur dick, sondern auch kantig, vermitteln eine recht brachiale, damit auch wenig filigrane Optik und lassen eine ordentliche Steifigkeit des Rahmens vermuten. Die Verarbeitung ist sehr ordentlich, die Lackierung ebenso gut ausgeführt. Den günstigen Preis sieht man dem Rahmen kaum an. Das ist natürlich klasse, weil sich damit sicher auch ein späteres aufrüsten des Rades mit hochwertigeren Komponenten lohnt.

B'TWIN Rockrider 520

Gut gearbeitet: der Rahmen des B’TWIN Rockrider 520.

Gut für die Alltagstauglichkeit: der Rahmen besitzt Aufnahmen zur Gepäckträgermontage – extra mit „carrier ready“ beschriftet.

Und?

Insgesamt ist es nicht so, dass günstige Komponenten nicht funktionieren würden (aber definitiv nicht so gut wie hochpreisige), nur sie sind in aller Regel deutlich schwerer, weniger haltbar und wartungsanfälliger. Das liegt unter anderem an schlechten oder fehlenden Dichtungen, einfacheren Materialien, schlechterer Lagerung, größeren Toleranzen.  Aufgrund der kurzen Testzeitdauer kann ich über die Haltbarkeit und Dauerfunktion der verbauten Teile natürlich noch nichts aussagen, werde aber am Ball bleiben. Wie sich das Mountainbike in der Praxis schlägt, lest ihr ab 7. April auf radundfuss.de.

Pro / Contra

Pro

  • Guter Rahmen
  • hochwertige Bremsen
  • stimmiges Ausstattungskonzept
  • teils überdurchschnittliche Ausstattung
  • stimmige Optik
  • Preis
  • Verfügbarkeit (online und über die zahlreichen Decathlonfilialen)

Contra

  • Gewicht
  • Kettenblätter nicht austauschbar
  • einfache Kunststoffpedale
  • Rad nur bis 100Kg Systemgewicht freigegeben** – Das ist besonders schade, weil ich mit meinen unbekleideten 83Kg, der Kleidung und zwei vollen Radflaschen (und dem Radgewicht) das Rad schon an seine freigegebene Gewichtsgrenze bringe!

Weitere Infos

 

* https://www.decathlon.de/mountainbike-275-rockrider-520-alu-schwarz-grau-blau-id_8350582.html (26.03.2017)

** http://www.btwin.com/notices/de/files/2013/12/DE_bike-notice-_-LIFE-warranty-_-NOV-2013_300dpi.pdf (Anleitung, Seite 6, 26.03.2017)

 

One comment

  • Danke für den schönen Artikel.

    Ich habe seit ein paar Tagen auch das 520 und konnte schon etwas testen.
    In vielen Punkte stimme ich zu und bin für den Preis wirklich angetan.

    Was gar nicht geht sind die Bremsen. Die sind bei mir direkt rausgeflogen und wurden durch hydraulische Shimanos ersetzte.
    Warum Decathlon das nicht gleich macht ist mir schleierhaft, weil die Shimanos bestimmt nicht teurer sind, aber um Welten besser.
    Zweites Teil, welches bald rausfliegt ist der Umwerfer. Der ist wirklich nicht besonders und lässt sich auch nicht richtig einstellen.

    Vom Rest bin ich wirklich begeistert!

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